Ich bin mittlerweile eine Woche in Húsavík, es kommt mir schon viel länger vor. Die Wohnung war auf Anhieb erst einmal nicht der Hit. Zwar groß und geräumig mit viel Licht, aber es hat an allen Ecken und Enden etwas gefehlt. Keine Vorhänge (tragisch bei den Lichtverhältnissen), die Heizung hat nicht überall funktioniert, es gab keinen Kühlschrank, von der Kücheneinrichtung mal ganz zu schweigen. Keinen Duschvorhang, keinen Mülleimer, außer einem Bett und einem Kleiderschrank in jedem Zimmer keine weiteren Möbel, wo man etwas ablegen könnte – Bücher zum Beispiel. Es gab nur zwei Steckdosen, die man benutzen konnte – Steckdosen funktionieren hier anders. Man braucht Adapter, die man entweder in die Steckdose drückt so dass man etwas anschließen kann oder eine Verlängerungsschnur, die man anschließt und dann Stecker hat. So hatte ich in den ersten Tagen einen Stecker im Bad und einen im Wohnzimmer.Dann lagen überall tote Fliegen herum und wirklich sauber sah die ganze Wohnung nicht aus.
Mittlerweile sieht das Ganze schon ein klein wenig besser aus. Es gibt einen Kühlschrank, mehr Stecker, ein klein wenig mehr Geschirr, eine Blume sogar, der Duschvorhang ist installiert… so langsam aber sicher wird die Wohnung bewohnbar.
Viele FLiegen gibt es trotzdem. Es scheint, dass ein ganzer Fliegenschwarm sich auf die Fenster (die man unten ein klein wenig nach außen klappen kann) stürzt, so bald man sie aufmacht.
Die ersten zwei Tage habe ich damit verbracht ein paar Sachen einzukaufen und sauber zu machen – ein Schrubber und Eimer fehlen leider 🙁 und Wäsche zu waschen, die ich überall in der Wohnung zum Trocknen verteilt habe.
Sonntag war ich dann zum ersten und bisher einzigen Mal zum whale watching draußen und wir haben einen Minke Whale (Zwergwal, aber ich sage lieber Minke denn klein ist an ihm nun wirklich nichts. Er ist nur einer der kleinsten Bartenwale mit seinen 10 Metern) und Dutzende Schweinswale gesehen. Und natürlich Papageientaucher! Endlich!
Montag habe ich dann offiziell angefangen zu arbeiten, bzw. angefangen zu recherchieren was für Projekte ich in Angriff nehmen könnte. Der ganze Tag bzw. die ganze Woche war etwas verwirrend. Ich hatte meinen Chef am Freitag gefragt, wann ich Montag anfangen sollte und habe gefragt, ob ich um 10 anfangen soll, da dann das Museum aufmacht…Seine Antwort war, „Ja, vielleicht sehe ich dich aber auch schon vor 10.“ Das ist natürlich keine Antwort, die einen Deutschen zufrieden stellt. Ich stand also um Zwanzig nach Neun auf der Matte mit dem Ergebnis, das natürlich noch keiner da war außer den Bauarbeitern. Also habe ich mir das Museum weiterhin angesehen bis jemand kam. 🙂 Habe dann noch eine weitere Kollegin kennengelernt (Ragna. Vorher Guðrun) und habe dann mit meinem Chef über mögliche Projekte gesprochen und über Sachen, die in der Wohnung fehlen. Dann wurde ich outgesourced in das Community Center nebenan, da es keinen richtigen Arbeitsplatz für mich im Museum gibt – dort wird überall gestrichen und gearbeitet. Dort habe ich mich dann gleich nach einem Isländischkurs informiert, der natürlich auch gleich am gleichen Abend anfing.
Schreckliche Sprache. Ich habe den Kurs jetzt drei Mal die Woche für die nächsten drei Wochen, bzw. zwei Wochen. Im Kurs waren erstaunlich viele Leute – vor allem auch Polen, die wohl alle in der Fischfabrik arbeiten, wie mir hinterher von Martin aus Estland mitgeteilt wurde. Er arbeitet auch in der Fischfabrik und wohnt im Haus nebenan. Außerdem habe ich Erica aus den USA kennengelernt, die 10 Hausnummern über mir wohnt und hierhergeheiratet hat und so ähnlich verloren ist wie ich in dem Kurs. Alle anderen leben hier wohl schon ein paar Jahre (fangen aber jetzt erst an die Sprache richtig zu lernen?!) und kennen deswegen schon viele Wörter und Aussprachen. Das macht es nicht einfacher.
Donnerstag war hier Feiertag, was ich am Mittwoch Nachmittag erfahren habe. Ich wusste nicht, ob ich arbeite oder nicht – wurde mir nicht gesagt und ich sehe meinen Chef nicht täglich und so wirkliche Informationen gibt er nicht raus – wurde mir auch von anderer Seite gesagt. Ich wusste aber, dass das Community Center geschlossen war und ich deswegen nicht dort arbeiten konnte… also saß ich den ganzen Tag im kalten, staubigen Museum zwischen Farbe und Bohrmaschine. Um 4 habe ich es dann nicht mehr ausgehalten und wollte dann ins Schwimmbad … was natürlich wegen dem Feiertag seine Öffnungszeiten geändert hatte und um 5 schon zugemacht hat. Also bin ich nicht reingegangen, hat sich ja nicht gelohnt.
Ansonsten ist Húsavík ganz nett, zwei Restaurants, zwei Tankstellen, zwei kleinere Supermärkte, ein Schwimmbad, drei Museen, zwei Whale watching Firmen, netter Hafen… Aber halt doch unheimlich klein irgendwie. Meinem einen Nachbarn laufe ich ständig über den Weg – ich gehe an der Bäckerei vorbei, er sitzt drin, ich gehe in die Tankstelle um mir einen Drink zu kaufen, er ist dort, ich gehe spazieren und bleibe am Meer stehen um Vögel anzugucken, er kommt vorbei.
Man merkt halt wie klein das hier alles ist. Und viele Sachen gibt es hier nicht, die dann erst bestellt werden müssen – wie zum Beispiel Jalousien.
Ansonsten habe ich neulich im Restaurant 5 Euro für ein Bier und 9 Euro für ein (nicht gerade gut schmeckendes) Sandwich ausgegeben.