Im Mai waren Anne und ich für ein langes Wochenende in Polen unterwegs, so spontan vor der EM ;-). Weil wir beide zwar schon mehrmals in Polen waren, aber noch nie so richtig richtig.
Wir sind ein ganzes Stückchen gefahren, ich habe unsere Strecke einmal bei Google Maps eingegeben, damit ihr es zurückverfolgen könnt:
Größere Kartenansicht
Mittwochabend sind wir nach einem kurzen Supermarktstop, wo wir viele tolle Sachen wie Bier, Würstchen und lustig klingende Joghurts direkt bis nach Karpacz durchgefahren, wo wir unsere erste Übernachtung eingeplant hatten. Ich hatte ein Hotel direkt neben einer norwegischen Kirche gebucht, die wir am nächsten Tag besuchen wollten.
Die Temperaturen waren auf unter Null grad gefallen und wir waren froh die Unterkunft zu haben, da wir optimistisch auch ein Zelt ausgeliehen hatten. Das Hotel hatte ich gebucht, da es nicht nur neben der Kirche war sondern auch einen Whirlpool und Spabereich angepriesen hatte.
Nachdem wir erst einmal 20 Minuten durch den Ort geirrt sind, zig Leute nach dem Weg gefragt und im Hotel angerufen haben wir das Hotel endlich gefunden. Die Frau am Telefon war aber nicht wirklich hilfreich und fragte an einem Punkt sogar „What are you doing now?“ nachdem ich ihr erklärt hatte, dass wir ihr Hotel nicht finden würden. Ich konnte mir ein „Was wir hier machen? Wir sitzen hier und telefonieren mit dir?“ nicht verkneifen. 😀 Grundsätzlich ist uns aber aufgefallen, dass viele Leute besser deutsch als englisch sprechen, bzw. überhaupt kein englisch.
Als wir dann im Hotel ankamen, fragte ich gleich nach dem Spabereich. Das Gespräch lief ungefähr so ab:
Ich: „Ich habe gelesen, dass das Hotel einen Spabereich hat. Hat der noch offen?“ (es war nach neun Uhr)
Rezeption (freudenstrahlend): „Ja! Ja, das haben wir!“
Ich (freudentstrahlend): „Super, wir haben uns nämlich total darauf gefreut. Wie lange hat es denn noch auf?“
Rezeption: „Es…ist…auf…von… 11….“
Ich (denkend): Huih, das macht aber spät auf… nee, sie muß meinen 11 Uhr morgens
Rezeption: „…bis 9…“
Ich (denkend): Oh, es macht um 9 Uhr morgens zu? Nein… abends….aber, das ist ja jetzt!
Ich: „Ähm…also hat es heute schon zu? Wir können nicht mehr in den Whirlpool?“
Rezeption: „Ja! Es hat zu.“
Unsere Begeisterungskurve fiel demnach genauso schnell wie sie angestiegen war. 11 Uhr morgens war für uns auch zu spät, weil wir da ja längst weg sein wollten. Nachdem wir dann eingecheckt haben, haben wir unser mitgebrachtes Abendbrot – samt Tzatzikikäse – verspeist während wir Men in Black 2 geguckt haben.
Polnisches Fernsehen ist noch viel schlimmer als deutsches, ich glaube ich darf nie wieder über deutsches Fernsehen lästern. In Deutschland nervt es mich, dass wir alles synchronisieren, viele Länder untertiteln in der Landessprache und lassen das Original laufen. Selbst mit einem Zweikanalton wäre ich happy (und das dürfte ja bei Gott kein Problem sein. Die öffentlichen Sender haben das früher ja auch mal hinbekommen, aber seit einigen Jahren sehe ich das Zweikanaltonzeichen nirgendwo mehr.). Aber in Polen gibt es einen Erzähler, der einfach über das Gesprochene drübererzählt und monoton sämtliche Stimmen übernimmt während man im Hintergrund versucht herauszuhören was die Originalstimmen sagen.
Am nächsten Morgen haben wir dann die Kirche neben unserem Hotel besucht:
Die Stabkirche wurde irgendwann mal von jemandem in Norwegen erworben und ist dann nach Karpacz transportiert worden. Die heutige Kirche ist aber eine Rekonstruktion.
Nach der Kirche haben wir dann die Schneekoppe bezwungen. Wir hatten eher zufällig mitbekommen, dass die Schneekoppe in der Nähe ist und dann mussten wir da natürlich hoch, so als Berg, den man kennt. Keiner von uns hatte wirklich warme Sachen mit und uns ist auch erst etwas weiter oben aufgefallen, dass Berge ja hoch sind und es oben meist noch kälter ist als unten.
Am brutalsten war der Wind, der einen manchmal erwischt hat.
Die halbe Strecke sind wir übrigens mit der abenteuerlichen Seilbahn gefahren. Die Seilbahn hatte 1er Sitze und den Verschluss, einen wackligen Stahlbügel, hat man auch erst zumachen können während man schon unterwegs war. Meine Höhenangst fand das gar nicht toll.
Jedenfalls haben wir die Bergbesteigung überstanden, sind auch noch einmal kurz auf die tschechische Seite gesprungen (dort oben treffen sich Polen und Tschechien) und haben unten im Auto die Sitzheizung und Belüftung auf volle Temperatur gestellt und die Weiterfahrt zum auftauen genutzt.
Durch malerische Täler fuhren wir dann nach Książ bei Wałbrzych, wo wir ein Schloss besichtigen wollten, wo Hitler einen riesigen Bunker unten drunter hat bauen lassen und das Schloss als Stützpunkt nutzen wollte. Nach einiger Verwirrung über die Öffnungszeiten liefen wir dann im Schloss umher. Die Computeranzeige am Eingang hatte klar und undeutlich angezeigt, dass das Schloss um 3 zumachen würde. Die Seite der Slideshow mit den Öffnungszeiten blieb gefühlte 2 Sekunden auf dem Bildschirm während die anderen 10 Sekunden hatten 😀 und so mussten wir die Slideshow mehrmals angucken bis wir sicher waren. Wir waren um 14.30 dort und um uns herum kauften Leute immer noch Tickets und uns wurde versichert, dass es länger aufhaben würde, aber nicht wie lange.
Das Schloss jedenfalls war ganz nett, aber sehr leer, da die Nazis wohl alle Möbelstücke mitgenommen hatten. Wir wollten ja eh eigentlich nur den Bunker sehen und dachten, dass der bestimmt auf dem Rundgang kommen würde. Wir fanden einen polnischen Film und ein paar Fotos mit polnischer Beschriftung, aber am Ende fanden wir keinen richtigen Hinweis und fragten nach … mit dem Ergebnis, dass wir mit einer Tour hätten durchlaufen müssen. Das hatte uns vorher keiner gesagt und die Tour wäre auch nur auf polnisch gewesen, aber na ja. Die Enttäuschung war groß und so fuhren wir weiter nach Swidnica.
In Swidnica ergatterten wir eine Unterkunft direkt in der Innenstadt und bekamen sie etwas billiger, weil sie gerade gar kein Wasser hatten, sie versprachen uns aber, dass wir Kaltwasser bis zum Abend und Warmwasser bis zum nächsten Tag haben würden. (Was auch der Fall war.)
Swidnica selber war sehr nett und das schöne Wetter hat seinen Rest getan. Dabei ist mir aufgefallen, dass ich schon einmal in Swidnica gewesen bin, in einer der Holzkirchen Polens, die Weltkulturerbe sind. Damals waren wir allerdings im tiefsten Winter dort und ich kann mich nur noch daran erinnern, dass wir stundenlang in der Kälte stehen mussten.
Gegessen haben wir abends in einer kleinen Pizzeria, wo wir die niedlichste Kellnerin überhaupt hatten, die sich so bemüht hat sich mit uns auf Englisch zu verständigen. Wir haben das natürlich ausgenutzt und alles mögliche gefragt, was zu einigen Missverständnissen führte :D. Zum Essen haben wir uns einige Vodkashots gegönnt und ein wenig Vodka durchprobiert, da sie so billig waren.
Außerdem haben wir in Swidnica ein schönes Museum der Kaufleute (oder so ähnlich) gesehen. Der Eintritt war umsonst, wir mussten uns nur ins Gästebuch eintragen und sind durch Nachbildungen von Apotheken und Süßigkeitenläden geschlendert.