Nach Polen Vodka holen – Polen Road Trip Teil 2

Nach Swidnica sind wir dann ins Heuscheuergebirge gefahren, wo wir auf den Spuren Goethes gewandelt sind (was uns häufiger passiert ist, aber immer rein zufällig). Nachdem wir uns eine Unterkunft in Kudowa-Zdrój – einem alten Kurort – gesucht hatten, sind wir dann wandern gegangen, um uns die berühmten Felsformationen anzugucken.
Zum großen Heuscheuer führten uns dann zig Treppen (war sehr touristisch ausgebaut, die meisten Treppen waren entweder in den Stein gehauen oder als Stahlkonstruktionen in den Berg gehauen nach oben. Ich hatte unterwegs dann zum Glück vergessen, dass es nur 800 Stufen waren und dachte es wären weit über 2000 und war somit dann erfreut überrascht doch schon oben zu sein. Hoch ging es umsonst, runter dann nicht mehr. 😀

Die Treppen waren als Einbahnstraßen konzipiert und oben haben wir (vor lauter zugebauten Hütten – ein Restaurant, eine Jugendherberge, mehrere Aussichtsplattformen) keinen anderen Weg gefunden als den „Bezahlweg“, der einen weiter über das Plateau geführt hat. Da wir sowieso oben entlang wandern wollten, hat es uns nicht sooo viel ausgemacht plötzlich bezahlen zu müssen, aber es wäre schöner gewesen sie hätten unten abkassiert (unten war auch ein Kassenhäuschen, aber das war nicht besetzt gewesen. Was heißt, dass man im Hochsommer vielleicht sogar zwei Mal zur Kasse gebeten wird?).
Jedenfalls bezahlten wir und wanderten durch verschiedene Felsformationen hindurch und waren glücklich doch noch etwas von dem PLateau zu sehen, denn wenn man nur beim Restaurant geblieben wäre, hätte man gar nichts davon mitbekommen.

Allerdings war es ein starkes Stück, das uns niemand über den Weg gewarnt hat, für den wir bezahlt hatten. Es ging steil auf und ab durch teilweise enge Felslücken, bzw. in den Fels hineingehauene Lücken, ein, zwei Mal musste man sich an Stahlseilen Treppen hinaufhangeln, weil sie so steil waren. Und dann kamen wir in zwei Felsschluchten hinunter, die Hölle und Teufelsküche hießen (oder so ähnlich zumindest) und… was soll ich sagen, die Hölle war total zugefroren und extrem glatt. Glatte Treppenstufen natürlich auch. Und wir sind da mit Turnschuhen durchgeschlittert.


…ab in die Hölle.

Alles in allem sehr abenteuerlich und sehr empfehlenswert, wenn man es sich zutraut 😉

Danach sind wir zu den nahegelegenen wilden Löchern gefahren, auf einer engen Straße, die jede halbe Stunde von einer Seite befahren werden darf. Es hat uns großen Spaß gemacht zwischen den Steinen herumzuturnen und uns durch sie hindurchzuquetschen. Am liebsten wären wir ewig geblieben, aber irgendwann rief dann doch unsere Unterkunft.

Danach sind wir dann aber doch zurück ins Dorf gefahren – vor uns eine Fahrschule, die einem das Grauen gelehrt hat. Wir sahen nur von weitem das große L-Schild auf dem Dach des Autos, das in Polen Fahrschulen markiert, und waren schon etwas genervt hinter dem Auto zu stecken, aber nach ein paar Sekunden war uns der Fahrstil zu abenteuerlich, unterhaltsam und zu gefährlich um ihn zu überholen! Wir sahen nur, dass der Beifahrer – was ja der Fahrlehrer gewesen sein musste – sich krampfhaft an der Beifahrertürseite am Griff festhielt und wie der Fahrschüler vor jeder Rechtskurve schön weit nach links auf die Gegenseite ausschlug und bei jeder Linkskurve ganz weit nach rechts ausholte.
Und der Fahrlehrer schien dem überhaupt nicht zu sagen, dass er die Spur zu halten hatte. Das ging minutenlang so, selbst als dann Gegenverkehr kam 😀

Wir sind jedoch gut ins Dorf zurückgekommen und haben schön im Restaurant gegessen und Bier getrunken, um uns auf den nächsten Tag vorzubereiten.

Für den nächsten Tag hatten wir uns die Schädelkapelle in Czermna, einem Nachort von Kudowa-Zdroj, ausgeguckt, wo ein Priester Tausende von Skeletten gesammelt hat und mit 1000 von ihnen eine Kapelle ausgeschmückt hat. Ein paar Gebeine hat er auch verbaut, der Rest liegt im Keller (für uns wurde eine Klappe im Boden geöffnet, wo wir sie sehen konnten.

Danach waren wir etwas bedrückt, da konnte auch das anhaltende schöne Wetter nichts ändern und so beschlossen wir weitere 3 Stunden nach Osten zu fahren und uns Auschwitz anzusehen. Kurz vor Auschwitz haben wir noch ein schönes Picknick mit gekaufter Wurst und Brot gemacht und dann ging es auch schon ab in die Touristenattraktion. Wahrscheinlich ist es dort immer voll, aber wir hatten auch noch das Glück oder Pech an dem Tag zu kommen, an dem sie ab 3 Uhr keinen Eintritt mehr verlangten. Und wir waren um 15 Uhr dort.

Über Auschwitz wurde viel geschrieben und berichtet, ich werde deswegen auch nichts großartiges schreiben, denn man findet keine Worte, kann das Geschehene trotzdem nicht besser begreifen. Ich fand es sehr interessant die ganzen Originaldokumente lesen zu können, die meisten anderen Besucher mussten sich mit den teilweise recht schlichten Beschreibungen begnügen.

Am Abend sind wir dann noch etwas weiter nach Osten gefahren, um am nächsten Tag vor der Heimreise noch eine große Salzmine (Wieliczka Salt Mine) zu besuchen, eine Weltkulturerbestätte. Wir haben in einem Motel, natürlich mit Sauna und Whirlpool, geschlafen und es uns auch nicht nehmen lassen diese zu besuchen. Es hat zwar extra gekostet, aber dafür hatten wir es ganz für uns alleine.

Die Mine war dann doch eine Enttäuschung. Man darf nur in geführten Touren durchlaufen, was wir vorher wussten und bei der Größe und der vielen Gänge macht es auch Sinn. Aber man kann nirgends stehen bleiben, da die Touren im gefühlten 10 Minuten Takt losgehen und kein Platz für mehrere Gruppen an einem Ort ist. So kam schnell das Gefühl auf, dass man gehetzt wurde. Informationen gab es auch nirgendwo und so waren wir auf unsere Führerin angewiesen, die allerdings leider ihren ersten Tag hatte und ihre erste Tour gegeben hat und uns so wohl alle Informationen vorenthalten wurden. (Anders können wir uns nicht erklären wieso die Mine überall so gelobt wird.)
Sie war riesengroß und beeindruckend, aber uns wurde eigentlich nur etwas über die dort aufgestellte Kunstwerke erzählt, die die Bergleute entworfen und gemacht haben… Dabei war der Einstieg in die Mine noch das Beeindruckenste: Minutenlang stiegen wir Holztreppen hinunter bis wir alle nicht mehr wussten wie lange wir eigentlich schon laufen. Man hatte so das Gefühl ins Nichts zu gehen.


Blumenkohlsalz 😉

Am Ende hatten wir die Möglichkeit entweder noch ins Museum zu gehen oder zum Ausgang und wir entschlossen uns noch ins Museum zu gehen, aber auch dort gab es wieder nur eine geführte Tour und wurden durch alles durchgescheucht. Wir haben dann etwas rebelliert und sind langsamer gegangen und haben wir Gruppe am Ende auch fast verloren. Denn in dem Museum gab es tatsächlich viele interessante Dinge zu sehen. Na ja, die nächste hätte uns sicher gefunden.

Und danach haben wir uns dann auf den 6 Stunden langen Rückweg gemacht, in der brütenden Hitze und dann auch noch mit einem Stau auf den letzten Metern…


Pierogi, yum yum.

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