An meinem letzten Tag in Tokio hatte ich das Gefühl, dass mein Deo schon um 9 Uhr am Versagen war. Daher war den ganzen Tag ein Spiel namens Shade Hopping angesagt, von Schatten zu Schatten, von Klimaanlage zu Klimaanlage.
Mein Tag begann beim Friedhof von Yanaka, wo ich mehr drübergetropft als spaziert bin. Überall waren wieder viele Raben unterwegs, der Stadtvogel von Tokio überhaupt.
In der Nähe war das Nationalmuseum von Tokio (mit Klimaanlage). Leider waren mehrere Gebäude geschlossen und ich huschte von einem zum nächsten Haus, um der brennenden Sonne nicht zu lange ausgesetzt zu sein.
Im Garten des Museums habe ich dennoch einen interessanten Käfer entdeckt und konnte es mir nicht nehmen lassen ihn ein wenig zu beobachten.
Im Nationalmuseum habe ich mir Schwerter, Bilder und andere Schätze angeguckt. Besonders begeistert war ich von den schönen Raumtrennern, die ausgestellt waren. Am Schönsten fand ich eine Schwarzweißzeichnung von einem Tiger.
Hinterher war die Hitze dann immer noch unerträglich und ich bin durch den Ueno Park direkt zum nächsten Museum gelaufen, dem Shitamachi Museum. Shitamachi war das alte Händlerviertel in Tokio, bis dieses (wie ganz Tokio eigentlich) im großen Erdbeben von 1923 zerstört wurde. Weniger durch das Beben selber, sondern durch die vielen Feuer, die danach in der Stadt wüteten und die ganzen Holzgebäude verschlangen. Die Häuser hatten damals schon keine Badezimmer, es gab öffentliche Badehäuser, wo das Wasser beheizt wurde, um das Brandrisiko zu verringern.
Im Museum gab es ein paar Nachbauten, um zu zeigen wie das Viertel damals aussah, sowie eine interessante Fotoausstellung und altes Kinderspielzeug, mit dem man auch spielen durfte.
Als ich im Museum ankam fand gerade eine englische Führung statt, der ich mich noch anschließen durfte. Als die Tour dann fertig war ist die Frau gleich noch einmal mit mir herumgelaufen und hat mir alles noch einmal von Anfang erzählt. Supertoller Service und supernette Menschen dort. Als ich dann ging, bekam ich noch eine kleine wunderschöne Origamipapierschachtel geschenkt.
Das Museum lag direkt an einem See, der voller Seerosen, Fische und Libellen war. Ich habe sogar die Hitze kurz vergessen und bin erst am Museum vorbeigelaufen, weil ich so fasziniert von der Aussicht war.
Nach meinem Besuch habe ich mich in die Nähe der nächsten Klimaanlage gerettet und ein 10 € Sushimittagsmenü mitsamt Misosuppe gegessen. Ich habe häufiger Menüs genommen, um Sachen auszuprobieren, die ich sonst nicht probieren würde. Dieses Mal hatte ich zähen Tintenfisch und Lachseier, die einzeln sehr sehr salzig und komisch geschmeckt haben, im großen Happen mit Reis, Wasabi und Sojasauce waren sie dann aber okay.
Der Riesenfisch auf dem Teller war ein in Sojasauce und irgendwas süßem eingelegter Aal, er war total süß und weich. Ich hatte mir erst Gedanken gemacht, wie ich das Ding jemals in meinen Mund bekommen sollte und habe ihn vorsichtig auf meinem Teller zertrennt, aber im Mund löste er sich förmlich auf. Lecker.
Eine Sache, die mich in Japan (und auch Korea) sehr nervte, war das Fehlen von Mülleimern. Überall wurde man aufgefordert seinen Müll doch bitte wieder mitzunehmen und häufig sah ich auch Leute, die irgendetwas aßen und den Müll dann in mitgebrachten Mülltüten verstauten. Ich hatte öfters keine Lust meinen Müll den ganzen Tag herumzutragen und habe ihn dann auf irgendwelchen Klos liegen lassen (denn auch da – in Museen – wurde man gebeten doch bitte den Müll mitzunehmen :-D).
Das Foto ist im Ueno Park entstanden.
Die Toiletten waren auch etwas gewöhnungsdürftig. Es gab meistens mehr Buttons als auf meinem Handy, die Beschriftung natürlich immer in Japanisch. Im Kapselhotel war die Sitzheizung die ganze Zeit angestellt und sich bei heißem Wetter auf einen warmen Sitz zu setzen war ein bisschen ekelhaft. Im Nationalmuseum habe ich dann aber eine Toilette mit englischer Bedienungsanleitung gefunden und habe einmal das volle Programm ausprobiert. Es gab sogar einen Fön in der Kloschüssel. Technik, die die Welt nicht braucht?